10. Juni 2025
Die CO2-Knappheit 2022 zeigte, wie abhängig Brauereien von globalen Lieferketten sind. Viele konnten ihre Produkte nicht mehr karbonisieren, stellten gar den Betrieb ein. Bei OeTTINGER GETRÄNKE in Deutschland wird das eigene CO2 heute zu einem starken Hebel für Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit – dank der Rückgewinnungstechnologie von GEA.
Sabareesh Gopalakrishnan
Betriebsleiter, OeTTINGER GETRÄNKE
OeTTINGER GETRÄNKE zählte lange zu den unterschätzten Größen der Branche: traditionsreich, volumenstark, preisgünstig. Heute positioniert sich das Unternehmen neu. Mit Produkten wie dem Protein-Soda OeWater oder der Übernahme der alkoholfreien Proteinbier-Pioniermarke JoyBräu spricht OeTTINGER GETRÄNKE gezielt gesundheitsbewusste Konsumenten an.
„Vom Follower zum First Mover – das ist unsere neue Innovationsstrategie“, sagt Siegfried Hanisch, Nachhaltigkeitsmanager von OeTTINGER GETRÄNKE. Statt sich allein auf klassischen Bierkonsum zu verlassen, setzt OeTTINGER GETRÄNKE auf funktionelle Getränke und Diversifikation. „Die Jungen denken bewusster, beschäftigen sich mit Ernährung und Umweltauswirkungen. Hier entstehen neue Märkte, die wir gestalten wollen. Und auch hierfür benutzen wir unser eigenes CO2.“
Siegfried Hanisch
Nachhaltigkeitsmanager, OeTTINGER GETRÄNKE
Es lohnt ein Blick auf die Branche: Erst die CO2-Knappheit von 2022 hat vielen Brauereien die Risiken externer Abhängigkeiten schmerzlich vor Augen geführt. „Dabei haben Brauereien eine hochwertige CO2-Quelle direkt im Prozess“, sagt Klaus Bonfig, Director Center of Competence CO2-Recovery bei GEA. „Unsere Technologie hilft, dieses Potenzial zu nutzen – effizient und passgenau.“
Heute sind CO2-Rückgewinnungssystemen aktueller denn je ist: Unabhängigkeit, Versorgungssicherheit und Kostenkontrolle aus eigener Kraft werden bei den immens gewachsenen Rohstoffpreisen zum wichtigsten Hebel.
Auch die Integration in bestehende Anlagen ist möglich. Besonders bei Bestandsbrauereien wie in Oettingen zeigt sich, dass moderne CO2-Rückgewinnung ohne Betriebsunterbrechung eingebettet werden kann.
„Brauereien haben eine eigene, hochwertige CO2-Quelle direkt im Produktionsprozess“, erklärt Klaus Bonfig, Director Center of Competence CO2-Recovery bei GEA. Wird die CO2-Rückgewinnung in das Gesamtenergiekonzept integriert, lassen sich Betriebskosten und CO2-Bilanz weiter verbessern. (Foto: GEA/ Sommer & Co. GmbH)
„Brauereien können noch viel mehr erreichen, wenn sie die CO2-Rückgewinnung in ein Gesamtenergiekonzept einarbeiten“, sagt Bonfig. So ist die Verdampfungsenergie des CO2 zur Vorkühlung oder zur Unterstützung der Brauerei-Kühlkreisläufe nutzbar. Ebenso lässt sich die bei der CO2-Kompression entstehende Wärme weiterverwenden. „Mit diesen zusätzlichen Bausteinen können wir die Betriebskosten und den CO2-Fußabdruck weiter senken“, betont der GEA-Experte.
Erfahrungen aus Projekten aus 35 Ländern in vier Kontinenten zeigen, wie die Eigenversorgung mit biogenem CO2 die Klimabilanz der Brauereien und die Kostenbilanz drastisch verbessern: etwa bei Spendrups in Schweden, wo 2024 eine GEA-Anlage 3,5 Millionen Kilogramm CO2 pro Jahr sichert. Oder aus den USA, wo GEA aktuell sowohl die größte als auch die kompakteste CO2-Rückgewinnungsanlage realisiert.
Siegfried Hanisch
Nachhaltigkeitsmanager, OeTTINGER GETRÄNKE
Was bei OeTTINGER GETRÄNKE funktioniert, lässt sich auf andere Industrien übertragen. Hanisch bringt es auf den Punkt: „Wir müssen Kreisläufe nicht nur in Produkten, sondern in Prozessen denken.“
GEA überträgt das Prinzip CO2-Recovery längst auf andere Branchen:
„In allen Industrien wächst der Druck, Kohlenstoff nicht nur zu vermeiden, sondern als Ressource zu verstehen“, erklärt Klaus Bonfig. „Und GEA setzt dies technisch um.“
OeTTINGER GETRÄNKE beweist, dass Dekarbonisierung kein abstraktes Ziel ist, sondern Teil des Geschäfts. Seit 1731 in Familienhand, Platz 25 in der Weltranglistenordnung der Brauereien, geht die Hälfte der in Oettingen, Mönchengladbach und Braunschweig, Deutschland, produzierten Menge ins Ausland. Vom Sudhaus bis zur Abfüllung setzt das Unternehmen eine hocheffiziente Produktion um, die Lieferketten entlastet. Dank GEA-Technologie wird eine der größten Brauereien Deutschlands zum Vorbild für resiliente Industrieprozesse.
„Der sinkenden Bierkonsum führt dazu, dass Kapazitäten angepasst werden müssen. Das ist kein deutsches Phänomen,“ ist sich Gopalakrishnan sicher. „Die Märkte werden sich konsolidieren. Aber OeTTINGER GETRÄNKE wird bestehen bleiben. Weil wir uns kontinuierlich erneuern.“